Geschichte

Stifterfigur Graf Walo
Kloster Walsrode - Ansicht Plan von 1755

Plan von 1755

Kloster Walsrode bildet den Ursprung der heutigen Stadt Walsrode. Es ist das älteste der sechs Lüneburger Klöster und blickt auf eine über 1000jährige wechselvolle Historie zurück.

Heute ist das Evangelische Damenstift Kloster Walsrode eine Körperschaft des öffentlichen Rechts unter der Rechtsaufsicht des Landes Niedersachsen. Diese wird durch die Präsidentin oder den Präsidenten der Klosterkammer Hannover als Niedersächsischen Landeskommissar für die Lüneburger Klöster ausgeübt.

Gestiftet im 10. Jhdt. durch Graf Walo und seine Frau Odelint als Kanonissenstift, erfolgt seine erste urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde von König Otto III. aus dem Jahr 986. Schutzpatron ist seit Anbeginn Johannes der Täufer, bis heute wird seiner in einem Festgottesdienst, dem Johannissingen am 24.Juni erinnert. Obgleich kein Ordenskloster wurden die Regeln des Heiligen Benedikts 1255 eingeführt.

Im Jahr 1482 brannten große Teile des Stifts durch einen Blitzschlag nieder. Die kunsthistorisch sehr wertvollen spätgotischen Kapellenfenster stammen aus dem folgenden Wiederaufbau. Ab 1528 begann durch die Reformation die Konversion zum lutherischen Glauben gegen den Widerstand von Konvent und Äbtissin. Trotz der Enteignungen der Klöster wurden diese nicht säkularisiert, sondern blieben als christliche Lebensform für Frauen aus dem Adel und Patriziertum erhalten. Kloster Walsrode wird seitdem als evangelisches Damenstift geführt, von 1699 bis 1955 waren die 10 Klosterstellen ausschließlich adeligen Frauen vorbehalten, für die Äbtissin galt bis 1980 der Adelsvorbehalt.

In den folgenden 200 Jahren gab es große bauliche und kunsthistorische Umbrüche und Verluste in der Klosteranlage. Im 30jährigen Krieg plünderten die Soldaten des katholischen Feldherren von Tilly die Kunstschätze aus dem Kloster, von 1715 – 1720 wurden die stark verfallenen Klostergebäude durch barocke Neubauten auf den ursprünglichen Grundmauern ersetzt und von 1812 – 1815 der Konvent aufgehoben und das Stift durch Napoleon besetzt. Ab Mitte des 19. Jhdts. engagierten sich die Äbtissinnen und Konventualinnen mit ihrem eigenen Vermögen in sozialen Belangen, Äbtissin von Marschalck begründete eine Armenschule, die Priorin Amalie von Stoltzenberg errichtete das erste Krankenhaus und die Äbtissin Therese von Plato eine Wartschule für Kinder. Mehr im folgenden Kapitel „Prägende Äbtissinnen“.

Aus der Zeit des Nationalsozialismus sind weder in positiver noch in negativer Sicht bemerkenswerte Vorkommnisse bekannt und vom Krieg blieb die hiesige Region mit ihrer ländlichen Struktur verschont. Erst die Ansiedlung Geflüchteter aus dem Osten Europas veränderte gesellschaftliche Strukturen. 1980 wurde die erste bürgerliche Äbtissin vom Konvent gewählt, Frau Margarethe Lichte Pfannkuche, die bewusst eine Veränderung von einem primär adelig geprägten in ein christliches Stift vornahm und eine Öffnung des Klosters für Besucher einleitete. Seit 2020 sind Tore und Innenräumlichkeiten für Besucher ohne Führungen geöffnet.

Kunsthistorisch beachtenswert ist der Remter, eine Stiftung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. im Stile des Historismus, der Neoromanik. Dort finden sich die Portraits von Äbtissinnen seit dem 19. Jhdt, heutzutage wird der Raum für Standesamt und Kulturveranstaltungen genutzt.

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