Erinnerungskultur
Johanna Krumstroh Rezitation | Martin Böcker Cembalo
„Hände sind nicht alles, es ist das Herz, das wirklich zählt.“
Der zutiefst beeindruckende Lebensweg der Zuzana Růžičková, Cembalistin und Bach-Interpretin.
Eine Lesung mit Texten aus „Zuzana Růžičková – LEBENSFUGE“ verwoben mit Werken für Cembalo von J. S. Bach, D. Scarlatti u. a.
9. November 2022 | 19 Uhr
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand die Reichspogromnacht statt, die den Übergang von der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung zur systematischen Vertreibung bis zum Holocaust bildete.
Herausgerissen aus einer behüteten Kindheit wird Zuzana Růžičková in Konzentrationslager verschleppt, überlebt Theresienstadt, Auschwitz, Neuengamme und Bergen-Belsen. Eine Sarabande von Johann Sebastian Bach ist es, die ihr im Lager das Leben rettet – sie erklingt in ihrem Kopf: „Die Nazis wissen nicht einmal, dass die Musik da ist. Sie können sie mir nicht stehlen. Sie gehört mir, mir allein.“
Trotz der durch Zwangsarbeit zerschundenen Hände schafft sie es mit unglaublicher Anstrengung, vollkommener Hingabe und positivem Lebenswillen, nach dem Krieg in Prag Musik zu studieren. Sie entdeckt für sich das Cembalo: „Ich empfand eine derart starke Verbindung zu diesem Tasteninstrument, dem Bach stets den Vorzug gegeben hatte, als ich zu spielen begann… es war wie nach Hause kommen.“
Zuzana Růžičková war eine Legende – nicht nur als Mensch, sondern auch als Musikerin, sie wurde gefeiert und verehrt. 2017 erschien ihr Gesamtwerk neu, am 27. September desselben Jahres starb die Grande Dame des Cembalos in Prag.
Johanna Krumstroh absolvierte ihr Gesangsstudium an der Hochschule Carl Maria von Weber in Dresden. Darüber hinaus studierte sie Schauspiel an der Webber Douglas Academy of Dramatic Art in London und schloss ihre Ausbildung mit Auszeichnung ab. Engagements führten sie von London nach Hamburg und Bern sowie an das Düsseldorfer Schauspielhaus.
Zu einem besonderen künstlerischen Schwerpunkt haben sich Johanna Krumstrohs Lesungen mit Musik durch ihren fesselnden dramaturgischen Aufbau und ihre ausdrucksstarke Interpretation entwickelt. Das facettenreiche Repertoire beinhaltet u. a. „Marina Zwetajewa – Alexander Skrjabin“, „Orlando – eine Zeitreise“ von Virginia Woolf, „Bella Chagall und Frédéric Chopin“ sowie „UN-VERBUNDEN Schubert Hölderlin Beethoven“. Sie ist bei renommierten Musik- und Literaturfestivals wie u. a. Literaturfest Niedersachsen, lit.COLOGNE, Leipziger- und Frankfurter Buchmesse, Kulturtage Karlsruhe, FUGATO Festival, Lange Nacht der Museen Berlins, Basler Orgelnacht und dem HOLK Festival zu Gast. Zudem liest sie für den Oetinger Verlag.
Martin Böcker studierte in Herford Kirchenmusik (A-Examen) und in Arnhem/NL historische Tasteninstrumente. Seit 1987 ist er Kantor in Stade und Organist an den beiden historischen Orgeln. Neben den Stader Aufgaben ist er seit 1995 Orgelsachverständiger in der Elberegion Niedersachsens und seit Gründung der Orgelakademie Stade 2002 deren künstlerischer Leiter.
Als Professor lehrte er an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg Orgelliteraturspiel, Orgelimprovisation und Orgelbaukunde. Er gab Konzerte auf Orgel und Cembalo in vielen Ländern West- und Osteuropas, Japan und Korea und war als Kursleiter und Juror an vielen Orten tätig.
Mit der Schauspielerin Johann Krumstroh verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit.
AK 15€